P2-E: Imaginationen von Kapitalismus in transregionalen Betrugssystemen

Die Zunahme von Finanzströmen zwischen afrikanischen und asiatischen Ländern hat auch neue Betrugsmöglichkeiten eröffnet. In den letzten zehn Jahren sind Email-Scams, Pyramidensysteme, Multi-Level-Marketing-Unternehmen und andere Betrugsmodelle zwischen beiden Regionen hin- und hergewandert. Dabei verwenden diese Modelle die ökonomisch-technologische Infrastruktur, die in den letzten Jahrzehnten zwischen Afrika und Asien entstanden ist. Die Modelle beziehen sich auf transregional geteilte Vorstellungen eines Mittelschicht-Lebensstils, also auf geteilte kapitalistische Fantasien, um überzeugend zu sein. Basierend auf Feldforschungen in Ghana, Indien und Kenia wird das Projekt diese Betrugsmodelle als „travelling models“ untersuchen, die auf bestimmten kapitalistischen Vorstellungen aufbauen und diese verbreiten.

Die Erforschung dieser Betrugsmodelle eröffnet viele unterschiedliche Zugänge: Diese Modelle werden in der Form von Geschichten vermittelt, die an global zirkulierende Fantasien über kapitalistisches Wirtschaften anknüpfen und diese an lokale Kontexte anpassen. Sie können aber auch als ökonomische Strategie untersucht werden, die marginalisierten Akteuren die Teilnahme an der globalen Wirtschaft ermöglichen. Als letztes sind dies Modelle auch als „travelling models“ lesbar, die bestimme Normen kapitalistischen Wirtschaftens verbreiten; Mitglieder von Multi-Level-Marketing lernen beispielsweise, sich selbst als Geschäftsleute zu inszenieren und ihre sozialen Beziehungen in Geschäftsbeziehungen zu transformieren. Betrugsmodelle sind eine sehr spezifische Form der transregionalen Interaktionen zwischen Afrika und Asien. Sie können jedoch einen wichtigen Beitrag dazu leisten zu verstehen, auf welche Weise Akteure an kapitalistische Vorstellungen glauben, wie verzweifelt sie an Formen kapitalistischen Wirtschaftens teilhaben wollen und wie kapitalistische Normen transnational vermittelt werden.

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